Das Konzept der Loyalität blieb bisher theoretisches Brachland. Dessen wenige Aufmerksamkeit rührt aus dem betriebswirtschaftlichen Bedürfnis, die Kundenbindung als Loyalität zu fassen, doch schon gegenüber den eigenen Mitarbeitern schwindet dieser Ansatz. Die werden, anders als die Kunden, als eine Ressource betrachtet.
Man sollte vielleicht meinen, dass das Thema der Loyalität von Seiten der Sicherheitsbehörden wie Polizei und Militär mehr Aufmerksamkeit erfährt. Die genauere Betrachtung aber zeigt das Gegenteil: Wo von Treue, Gehorsam und Pflichterfüllung die Rede ist, wird kaum noch von Loyalität gesprochen. So zeigt sich, dass auch hier eine erstaunliche Lücke klafft, die um so mehr überrascht, als dass doch die Frage nach der Loyalität die Gretchenfrage aller Sicherheitsapparate ist. Nichts anderes wirft man Whistleblowern vor, als dass sie illoyal seien – am Deutlichsten zeigt das der Fall Snowden.
Dabei ist die Loyalität ein faszinierendes Komposit aus Psychologie, sozialem Umfeld und Ideologie. In ihr verschmelzen hehre Ideale, unausgesprochene Konzepte von Heimat und Geborgenheit, von Sinn und der Überzeugung, dass es Dinge gibt, die größer sind als man selbst. Es ist ein fruchtbares Konzept, die Schnittstelle unterschiedlichster Facetten des menschlichen Daseins zwischen Einzel- und Gemeinschaftswesen.
Unternehmerisch ist die Loyalität ebenso eine Kerngröße der Mitarbeiter- und Kundenbindung, wie Sie es für Polizisten beim Einsatz von Leib und Leben und auch dem Militär in kriegerischen Auseinandersetzungen ist. Es lohnt sich, diesem Konzept auf den Grund zu gehen und es systematisch zu erschließen. Der mögliche Ertrag liegt in dem gezielten Aufbau von loyalitätsstiftenden Strukturen und dem Abbau ihrer Gefährdung.