Blockchain ist keine Lösung

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Zur Zeit werden viele Hoffnung in Blockchain gesetzt, während andere vor der nächsten Blase warnen. Heute befragen wir einen der Hidden Champions aus Stuttgart zu dieser Frage.

Frage: Viele haben ein komisches Gefühl bei Blockchain. Doch aufgrund der komplexen Technik fällt es schwer, das festzumachen. Was ist Ihr Eindruck?

Antwort: Wir sind vom Fach und können das bestätigen. Innovation und Blockchain haben nur wenig gemeinsam.

Frage: Können Sie das erklären?

Antwort: Blockchain ist ein Nischenprodukt. Es eignet sich für die sehr spezielle Anwendungen dezentraler Kryptowährungen. Wenn Sie nicht die nächste Kryptowährung herausbringen, wird Blockchain für Sie wahrscheinlich völlig nutzlos sein. Das macht aber nichts, denn es gibt Alternativen. Aber ärgerlich ist es schon: Für einen Menschen mit Hammer wird jedes Problem zum Nagel. Alle hoffen, ihre Probleme damit zu lösen. Egal, ob das Problem dazu passt oder nicht.

Frage: Was erwartet man denn von Blockchain alles?

Antwort: Blockchains sollen Kontrolle und Nachvollziehbarkeit leisten ohne auf Einzelne vertrauen zu müssen, weswegen man sie auch „Ledger Technology“ oder „Trustless Systems“ nennt. Ob Fahrtenbücher, Zugangskontrollen oder Buchhaltung: gefragt ist eine fälschungssichere und nachvollziehbare Historie aller Transaktionen. Sie sollte verteilt oder dezentralisiert sein, um das Risiko von Manipulationen und Ausfällen zu minimieren. Im Grund geht es um eine ganz einfache Frage: “Wer darf was?”

Aber dafür brauchen Sie kein Konsenssystem à la Blockchain, das ständig online fortlaufend Unmengen von Daten in der Chain speichert und aus- wertet. Für eine fälschungssichere Buch- haltung versenden Sie ja auch nicht Ihre Transaktionen der letzten 20 Jahre.

Frage: Und Sie entwickeln eine Alternative?

Antwort: Korrekt. Mit P3KI entwickeln wir eine Public Key Infrastruktur (PKI), also eine kryptographisch schöne Lösung für die Delegation von Berechtigungen. Das ermöglicht schnelle, nachvollziehbare Antworten auf beliebig spezifische Ausprägungen der „Wer darf was?“-Frage.

Anwendungen finden sich in der Maschine-Maschine-Kommunikation von stark verteilten oder autonomen Systemen, bei Automobilen wie der Car-to-X-Kommunikation für autonomes Fahren und Parken. Oder der Absicherung und Verifizierung von Firmwareupdates. Quasi in allen Industrien, die SCADA und ICS Systeme nutzen. Hier sind wir flexibler und resilienter als die bestehenden Technologie.

Frage: Das klingt wie das Internet of Things?

Antwort: Ja, ob nun Internet of Things oder Industrie 4.0, gemeint ist immer eine Mischung aus starker Vernetzung und Automatisierung. Die Geräte müssen untereinander vertrauensvoll kommunizieren können. Das betrifft alle, die Geräte im Feld und die Backend-Infrastruktur entwickeln und kontrollieren. Der Nutzen steigt mit der Verteilung auf die gesamte Supply-Chain, also Kunden, Zulieferer, Partner und deren Kunden und so weiter.

Frage: Was kostet das?

Antwort: Die Kosten hängen sehr von der Komplexität ab, eine pauschale Antwort gibt es nicht. Wir haben uns darauf spezialisiert, dass sich die Technologie wie ein guter Anzug an die Systeme und Konturen unserer Kunden anschmiegt. Da ist nichts Unnötiges dran. Jeder Zusatz würde auch die Sicherheit schwächen.

Mittelfristig sind wir günstiger als die Lösungen von der Stange- und als Blockchain allemal. Der anfängliche Aufwand ist dafür höher.

Frage: Wie genau steht es um die Sicherheit?

Antwort: Exzellent. Wir arbeiten mit einer Sicherheitsreduktion: Formal wird bewiesen, dass die eingesetzte Kryptographie die Sicherheitsanforderungen vollständig abgedeckt. Und die Kryptographie ist hervorragend.

Gregor Jehle (Foto: Archiv P3KI)

Gregor Jehle, Informatiker und Geschäftsführer der P3KI GmbH. Mit über 15 Jahren Erfahrung in Firmwareentwicklung für komplexe Anwendungen in sicherheitskritschen Bereichen ist bestrebt, den Begriff “Hacker” salonfähig zu machen.

P3KI ist ein Berliner Startup, gegründet aus der internationalen Hackerszene. Das Team von Kryptographen, Systemarchitekten und Experten für verteilte Systeme und Netzwerktechnologien entwickelt dezentrale und föderierte Lösungen für Rechtedelegationen.

Das Interview führte Dr. Martin C. Wolff von ARGOS Digital

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