Zur Europawahl 2019 hat es sich wieder gezeigt: Ganz Deutschland hat Angst vor Datenmissbrauch. Parteien werben mit dem Versprechen, Daten zu schützen, im Internet Urheberrechte durchzusetzen und einzuhegen. Ein Geschäft mit der Angst?
Die Befürchtung, dass Kosten entstehen oder mit persönlichen Daten Schindluder getrieben wird, hat sich in deutschen Haushalten eingeschlichen. Doch wie gefährdet ist eigentlich die deutsche Wirtschaft?
Der Studie Cost of Cybercrime zufolge verloren deutsche Unternehmen im Jahr 2017 109,6 Milliarden Euro durch Cyber-Attacken. Im Jahr 2018 verzeichnete die deutsche Wirtschaft einen Anstieg von Verlusten durch Cyber-Angriffe um 18 % im Vergleich zum Vorjahr. Anfang 2019 bestätigte die Studie Securing the Digital Economy: Reinventing the Internet for Trust des Beratungsunternehmens Accenture die dunklen Vorahnungen deutscher Sicherheitsexperten: Mehrkosten und Umsatzverluste sollen in den kommenden 5 Jahren etwa 4,6 Billionen Euro verschlingen.
Hinzu kommt die zunehmende Verunsicherung deutscher Unternehmer. Digitale Geschäftsmodelle sind unabdingbar geworden, doch die sogenannten Digital Natives treten erst jetzt in den Arbeitsmarkt ein. Da die Führungsposten von älteren Generationen besetzt sind, klafft eine Lücke aus Angst und Unverständnis in der deutschen Unternehmerlandschaft, die ein Grund für die düsteren Prognosen der Studie sein könnte.
Digitale Geschäftsmodelle sind zwingend mit der IT gekoppelt. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, muss die deutsche Industrie zu aktuellen Entwicklungen in der Software- und Hardwarelandschaft im Bild bleiben und diese im richtigen Moment zum Einsatz bringen. Zwar fängt bekanntlich der frühe Vogel den Wurm, aber nur die zweite Maus kriegt den Käse: So geben 80 % der befragten Manager aus Deutschland zu, technologische Neuerungen in deutschen Unternehmen einzuführen, noch bevor die dazugehörigen Sicherheitskonzepte angepasst worden sind. 77 % der Befragten geben an, dass es zunehmend schwieriger wird, interne Systeme vor IT-Sicherheitslücken zu schützen.
Wie gefährlich Cyber-Angriffe auf Unternehmen wirklich sind, welche Attacken die höchsten Kosten verursachen und welche Präventionsmaßnahmen ergriffen werden können, haben wir in dem Artikel Die teuersten Cyber-Attacken recherchiert. Aus den Verunsicherungen der Studie resultierend sprechen sich 56 % der weltweiten Führungskräfte aktuell für schärfere Richtlinien aus. Diese sollen von übergeordneten Gremien oder auch Aufsichtsbehörden erlassen, sichergestellt und kontrolliert werden.
In Deutschland ist dieser Wunsch bereits erhört worden. Das zuständige Bundesministerium des Inneren (BMI) hat zusammen mit den restlichen Akteuren des Cybersicherheitsrats ein Konzept entwickelt, um der Bedrohung durch Cyber-Attacken die Stirn zu bieten.
Wie diese Akteure zusammenhängen und welche Strategien konkret entwickelt wurden, lesen Sie in unserem Folgeartikel über Deutschlands Cybersicherheitslandschaft.