Wohin mit den ganzen Videos?

In den Anfangsjahren des Internets wurden zunächst nur Informationen ausgetauscht. Es folgte Text, Audio und schließlich auch Bildmaterial. Unterschiedliche Komponenten trugen zum Siegeszug des bewegten Bildes in den letzten Jahren bei: Das Internet vernetzt mittlerweile nicht nur feststehende Rechner sondern Menschen (per Smartphone) sowie sprechende Assistenzsysteme und Haushaltsgeräte wie Fernseher. Rasant wachsende Speicherkapazitäten für immer weniger Geld ermöglichen mediale Vielfalt und damit die vermehrte Nutzung von Videos zur Vermittlung und beim Austausch von Wissen. Immer preiswertere mobile Datenverträge ermöglichen es erst in den letzten Jahren, auch längere Videos unterwegs zu schauen. Die Einsatzmöglichkeiten von Video sind also vielfältig und noch lange nicht ausgereizt – die dadurch entstehenden Datenmenge in Summe jedoch unvorstellbar groß. Wie behält man einen Überblick?

Bibliotheksnutzung

Bei der nächsten Stufe der Digitalisierung geht es also nicht mehr um die Möglichkeiten der Technik, sondern die Möglichkeiten ihrer Nutzung: Kennen sie irgendwen, der aus Nostalgie eine Information noch analog sucht, auch wenn es schnell gehen muss; oder ein Buch in der Bibliothek mit einem Handzettel ausleihen möchte? Wahrscheinlich nicht. Und trotzdem denken wir wehmütig an das Gefühl zurück, in eine riesige Bibliothek zu kommen und innerhalb kurzer Zeit fündig zu werden. Die digitale Kommunikation ist eine Abbildung unserer natürlichen Kommunikation, deshalb wünschen wir uns dieses Gefühl für digitale Datenbanken zurück. Was folgt also nach der reinen Digitalisierung analoger Inhalte z. B. Online-Vorlesung, E-Books, etc.? Es braucht eine Instanz, die über diesen Inhalten steht, sie bewertet, sortiert und katalogisiert. Quasi ein digitaler Bibliothekar. VRIKS erfüllt diese Funktion für Videos:

Konzeptionelle Innovation

VRIKS ist vor allem eine konzeptionelle Innovation. Es handelt sich um eine Synthese bestehender technischer Möglichkeiten und wissenschaftlicher Erkenntnisse – zusammengebracht, um dem beobachteten natürlichem Nutzerverhalten aus den Sozialen Medien zu entsprechen. Dabei liegt der Kern der Social Media vor allem in User-Generated-Content und Gamification-Elementen. VRIKS überträgt die bewährte Funktionsweise der Wissensspeicherung aus dem Bibliothekswesen auf das neue Massenmedium des Videos in dem es den Wissensaustausch formalisiert und vereinfacht. Und zwar genau so wie Nutzer von freien Videoplattformen es bereits seit Jahren praktizieren. Dieser Ansatz ist vergleichbar mit dem der „Desire Paths“ aus der Architektur. Hierbei werden Trampelpfade, also beobachtbares natürliches Verhalten, Ausgangspunkt für die Wegeplanung. Technisch existieren die einzelnen Aspekte des Hostings, der Wiedergabe und der Aufnahme von Videos bereits lange unabhängig voneinander. In dieser Form und in diesem Kontext wurden sie jedoch bislang nicht kombiniert. Das Ergebnis ist eine partizipative Videobibliothek.

Video in der Mitte der Gesellschaft

Technisch grundsätzlich machbar ist ein solches Vorhaben bereits seit mehr als 10 Jahren. Es bedurfte jedoch der jüngeren Entwicklungen in Sachen Rechenleistung, Internetgeschwindigkeit, Speicherplatz und Videostandards, um das Medium des Videos in die Mitte der Gesellschaft zu bringen. Lev Lafayette zeichnet die vorangegangenen technischen Entwicklungen nach und stellt Zeitreihen der zugehörigen technischen Entwicklungen bereit. Diese Faktoren ermöglichten die schnelle Umwandlung in verschiedene Formate (z. B. Browser versus Mobilgeräte), die Übertragung in guter Qualität sowie die kostengünstige Sammlung und die einfache Einbindung von Videos. Als letzter Faktor kommt eine zugehörige Nutzungskultur hinzu. Diese hat sich auf YouTube, im Gaming sowie spätestens im Jugendmedium Snapchat entwickelt.

VRIKS macht diese Kultur nun auch für den formellen Weiterbildungsbereich und das betriebliche Wissensmanagement nutzbar. Auf den Schultern von Giganten – von antiken Bibliotheken bis zu Social Media und Cloudcomputing – wird so die Grundlage für die effiziente Nutzung von Bild- und Tonmaterial als Wissensspeicher und für Wissensaustausch gelegt.

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