Bei Star Wars ist das ganz einfach: Die Macht ist eine mystische Kraft, die auch die politische Rolle festlegt und sich dankenswerterweise in hell und dunkel aufteilt. Wer es durch Geburt und Begabung schafft, diese Macht anzuzapfen, kann über andere herrschen und diese Herrschaft ist dann die dunkle Seite. Verzichtet man auf die Herrschaft, übt man sich in Abkehr und Zurückhaltung, gehört man zur hellen Seite und ist ebenso politisch. In jedem Fall bleibt die Macht ein greifbares Etwas, dass die Welt zusammenhält, verändert und ordnet. Das fasst das alltägliche Verständnis von Macht überraschend gut zusammen. Gleichzeitig kann man feststellen, dass die meisten Menschen im 21. Jahrhundert ein gestörtes Verhältnis zur Macht haben. Schade eigentlich.
Um gleich Missverständnisse auszuräumen: Macht ist menschlich. Macht zu haben, bedeutet erst einmal nur, etwas verändern zu können. Danach sehnen sich Kinder und Topmanager gleichermaßen. Jede Veränderung teilt sich auf in etwas, was verändert und etwas, was verändert wird – Macht und Ohnmacht. Jedes Change-Management verhandelt diese Tatsache, jede Pubertät und jeder Beziehungsstreit. Wer darf gestalten, wer hat das Sagen und wie sieht die neue Ordnung aus. Chef-Sein bedeutet, Veränderungen durchsetzen zu dürfen – aber auch zu müssen. Und einen Chef zu haben bedeutet, von ihm verändert zu werden. Es ist erst einmal wirklich so einfach. Und Gläubige sprechen manchmal von Gott als obersten Chef, dem alleine es zusteht, alles verändern zu dürfen.
Das gehört zum Menschen, es ist urmenschlich und es ist immer da. Egal wie viel Zivilisation, Kultur, Regeln, Schminke und Kommunikation wir dadrüber packen. Wie bei der Plattentektonik bewegt sich tief im Untergrund immer etwas, egal was oben wächst. Und manchmal rumpelt es, manchmal bebt es und manchmal bricht es aus.
Scheitert die Kommunikation, geht es zur Sache, also zur Frage nach der Macht. Oder einfacher: Wer darf was? Stellt man nämlich fest, dass in einem Konflikt das Gegenüber gar nicht an einem Gespräch interessiert ist, dann sollte man die Information früh ernst nehmen und sich gleich mit der Machtebene auseinandersetzen. Und es sich einfach machen! Man sollte nicht länger versuchen, ein totes Gespräch am Leben zu halten, sondern alles tun, was jenseits des Sprechens möglich ist. Das kann eine gezielte Eskalation sein, das kann Deeskalation sein. Das können Öffentlichkeitsarbeit, Umstrukturierungen, Versetzungen oder Entlassungen sein. Das kann auch Abwarten als Handlung sein, wie es unsere Bundeskanzlerin sehr souverän macht.
Man sollte allerdings wissen, dass ein machtvolles Handeln fast immer als autoritär gilt. Kaum jemand macht sich die Mühe zu überprüfen, ob es Alternativen für den Handelnden gab. Oder ob der sie alle schon ausprobiert hat. Oder ob die Alternativen der Schrecken ohne Ende wären. Um sich nicht vorwerfen zu lassen, alles falsch zu machen, macht man lieber nichts. Und gleichzeitig wirft man den anderen vor, nichts zu machen. Egal wie man es also macht, man macht es falsch. Dann könnte man seine Macht also auch einfach wahrnehmen.
Aber wie schon erwähnt: Die meisten Menschen haben ein gestörtes Verhältnis zur Macht. Was sie nur selten daran hindert, dennoch welche haben zu wollen. Sie geben es nur nie zu.