Ich wollte nie Feministin sein – aber das Internet lässt mir keine Wahl. Ich bin den ganzen Sexismus im Netz und anderswo leid! Auslöser für diesen Aufschrei ist die schuhfixierte Berichterstattung zum neuen britischen Premiermensch T. May. Großbritannien verlässt die EU, braucht wen Neues am Steuer und die Antwort darauf ist, einen Bericht über das Treffen von Merkel und May in Berlin mit Mays Schuh zu bebildern?!?
Kognitive Kontrolle versagt
Ich glaube nicht, dass das Internet unsere Gesellschaft sexistischer macht, aber sein Wesen lässt es besser zu Tage treten: Internetmedien müssen zum einen plakative Bilder und Überschriften nutzen, um überhaupt zum Leser durchzudringen, zum anderen werden Artikel, Kommentare und Tweets in einer Geschwindigkeit in den Äther versandt, dass kognitive Kontrolle manchmal schlicht nicht mehr möglich ist. Es gleicht einem riesigen Impliziten Assoziationstest der hervorkehrt, welche Haltungen wir wirklich haben. Handlungen lügen nicht.
Gleichberechtigung im Unternehmen
Womit ich bei dem Punkt wäre, weshalb das Thema Gleichberechtigung für uns als Unternehmen wichtig ist: Das liebste Feindbild der Feministinnen ist der alte, weiße Mann, der überall in den Chefsesseln sitzt, aber das eigentliche Problem ist die schöne neue Start-Up-Welt, die gefühlt ohne eine einzige Frau auskommt! Seien wir ehrlich, die alten weißen Männer sind zwar manchmal ätzend, aber immerhin haben sie was dafür geleistet, dass sie da sind, wo sie sind und erstmal hatten sie mit ihrer antiquitierten Haltung zu Geschlechterrollen sowohl Erfolg, als auch recht, schließlich ist diese Generation von Frauen nicht für sich eingestanden. Ich bin an vorderster Front dabei diese Herren, wenn Sie mir begegnen, dafür zu kritisieren, dass sie keine einzige Windel gewechselt haben und ihre Frauen nicht unterstützt haben, wieder in die Welt zu gehen, aber mit Verlaub, dieses Problem regelt sich in den nächsten 10 Jahren von selbst und ist der normale Generationenübergang.
Start-Ups als eigentliches Problem
Das strukturelle Problem sind die Gründer von heute. Sie gründen ihre Unternehmen mit ihrem besten Freund oder Studienkollegen, an Frauen wird erst gedacht, wenn sie, überspitzt gesagt, eine Sekretärin brauchen. Für die wenigen vorhandenen Gründerinnen gilt leider dasselbe, sie gründen aus ihrer Komfortzone heraus, oft mit dementsprechenden Themen. Man kann die deutschen erfolgreichen Gründerinnen an zwei Händen abzählen und ein Großteil von ihnen ist in der Lifestyle- oder Beautybranche unterwegs. In den deutschen Start-Ups sind keine Frauen beschäftigt und wenn doch, in der Marketing- oder Design-Abteilung und nicht an Positionen mit viel Verantwortung.
Zeit für Veränderung
Die Begründungen für diesen Zustand sind irrelevant, es ist an der Zeit, was daran zu verändern! Die besten Ideen entstehen in Zusammenarbeit mit anderen, deren Erfahrungen vom eigenen Horizont abweichen. Also liebe Entrepreneurinnen, macht euch frei von dem seichten Social-Gedöns und überlegt, was ihr noch könnt. Und ihr liebe Entrepreneure, erinnert ihr euch an die eine Kommilitionin, die in den Seminaren immer so interessant um die Ecke gedacht hat? Fragt sie, ob sie Teil eures Teams werden will. Wie gesagt, Handlungen lügen nicht. Also geht raus aus der Komfortzone und startet neue Projekte und Unternehmen mit den Anderen gemeinsam – sonst gibt es in 40 Jahren wieder nur alte Männer und keine alten Frauen, die es zu stürzen gilt!